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Gastbeitrag von Armin Kotterheidt - erlesene Bierspezialitäten

Liebe Leser und Leserinnen, liebe Bierliebhaber und Bierliebhaberinnen – und alle, die es noch werden wollen, ich bekam das Angebot, hier etwas über Bier zu schreiben. Mein Name ist Armin Kotterheidt jun. und ich führe in zweiter Generation zusammen mit meiner Frau Sylvia unseren kleinen, aber traditionsreichen Bierspezialitätenhandel in Leverkusen-Lützenkirchen.

Mein Vater Armin sen., gründete das Geschäft schon 1972 als Großhandel. Seit 1983 besteht unser Spezialitäten Abholmarkt.

Bier? Was ist eigentlich Bier?

Diese Frage ist so trivial, dass ich erst einmal kurz überlegen musste:

Bier ist vergorener Gerstensaft, flüssiges Brot, Alkohol, gehört irgendwie dazu, etwas altmodisch(!?) – NEIN (!), fast überall erhältlich und oft sehr preiswert. Das sorgt für ein teilweise schlechtes Image. Es ist ein Allerwelt Getränk, welches man selbstverständlich nimmt – Bier eben.

Aber Bier ist so viel mehr:

Bier ist Heimat, Familie und Geselligkeit. Wir alle haben wahrscheinlich als Kinder, mehr oder weniger heimlich, mal an Papas Bier genascht. Ich fand das bittere Zeug scheußlich und war mir sicher, dass ich so etwas niemals wieder trinken werde. So kann man sich irren 😊. Wenn sich heute ein Freund mit mir auf ein Bier verabredet, wissen wir Beide, dass es ein Bier niemals geben kann. Ein Bier ist das Synonym für jede beliebige natürliche Zahl.

Ein gutes Bier kann bis zu 8000 Aromen enthalten, und damit 6x mehr als Wein! – wer hätte das gedacht?

Bier macht glücklich! Beim Biergenuss wird, ähnlich wie bei Schokolade, das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Das wusste scheinbar auch schon Thomas Jefferson 1743 – 1826, Co-Autor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und 3. Präsident der USA. Er sagte:

„Bier ist der Beweis, dass der liebe Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.“

Ohne Bier wäre wohl auch unsere Geschichte anders verlaufen. Es ist das ältestes Kulturgetränk der Menschheit.

Bei Ausgrabungen in Göbekli Tepe in Anatolien fand man Steintröge, in denen vermutlich das erste Bier der Menschheit gebraut wurde. Die Anfänge dieser prähistorischen Kultstätte liegen ca. 10.000 v. Chr. Damals fingen dort die ersten Menschen an, sesshaft zu werden, Brot zu backen und Bier zu brauen. Es gibt einige Historiker, die überlegen ob anstelle des Brotes nicht das Bier der Grund war, die ganze Mühsal auf sich zu nehmen.

Ganz ehrlich, mir gefällt dieser Gedanke.

Weiter ging es 8000 v. Chr. in Afrika. Im Gebiet des heutigen Iran/Irak (Zweistromland, Mesopotamien) ist um 3500 v. Chr. das Brauen von Bier belegt. Schon im 18 Jhd. v. Chr. und damit über 3000 Jahre vor den Bayern, erließ der Babylonische König Hammurabi ein Reinheitsgebot für Bier. Er führte drakonische Strafmaßnahmen für Brauer ein, die Bier panschten:, entweder sie wurden in seinen Fässern ertränkt oder so lange mit Bier übergossen, bis sie erstickten. Ab ca. 3000 v. Chr. brauten die alten Ägypter Bier, so sagt ein altägyptisches Sprichwort:

„Wenn man Bier ans Licht hält, sieht es aus wie flüssiges Glück“

Die ZEIT ONLINE hat am 14.02.2021 einen Artiekl veröffentlicht: Archäologen entdecken älteste „Hochleistungsbrauerei der Welt“

Bereits vor etwa 5.000 Jahren sollen in Ägypten 22.400 Liter Bier auf einmal hergestellt worden sein. Archäologen fanden dazu eine große Anlage in einer Begräbnisstätte.

Der römische Geschichtsschreiber Tacitus (59 – 120 n. Chr.) sagte über die Germanen: Nicht mit Armeen, mit Bier könnt ihr sie schlagen!“
Sein Zeitgenosse Plutarch (46 – 128 n. Chr.) griechischer Philosoph: „Bier ist unter den Getränken das Nützlichste, unter den Arzneien das Schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das Angenehmste“.

Im Mittelalter hatten wir dem Bier unser Überleben zu verdanken. Die Gewässer waren alle durch Abwässer verseucht. Das Kochen des Biersudes sterilisierte ihn. Viele kennen den Spruch:

„Der Bürgermeister gibt bekannt, dass ab Montag nicht mehr in den Bach geschissen werden darf, da ab Mittwoch Bier gebraut wird“.

Ich frage mich dabei immer, ob das auch die Dörfer am Oberlauf des Baches wussten??

Von Hildegard von Bingen, als Verfechterin eines mäßigen, aber regelmäßigen Bierkonsums stammen die Weisheiten:  „1 Bier ist besser als kein Bier, 2 Bier sind besser als 1 Bier, aber 4 Bier sind nicht besser als 2 Bier.“ und „Jeder Tag ohne Bier ist ein Gesundheitsrisiko.“

Dazu meinte Martin Luther„Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken!“

Seit dem 10. Jhd. wurde in den Klöstern gebraut. Die älteste noch existierende Brauerei der Welt ist die ehemalige Klosterbrauerei Weihenstephan. Im Jahr 1040 bekam das damalige Benediktinerkloster die Genehmigung in Freising Bier zu brauen und auszuschenken. Für Mönche war Bier „flüssiges Brot“ welches auch in der Fastenzeit genossen werden durfte.

Nach einer Anekdote stellten die Mönche des Klosters Fulda im 11 Jhd. eine Anfrage an den Vatikan, ob sie während der Fastenzeit Bier trinken dürften. Da man dort gar nicht wusste, was Bier ist, forderte man eine Probe an. So luden die Mönche ein Fässchen mit ihrem guten Gerstensaft auf einen Esel und schickten es auf die Reise. Nach Monaten in Rom angekommen war es längst sauer. Die Prüfer spuckten das Gebräu angewidert aus (manch einer kennt noch den Spruch: „Das schmeckt ja wie sauer Bier!“) und entschieden: „Wenn die Mönche DAS freiwillig trinken wollen, müssen sie wahre Christen sein.“

Damals war Brauen auch oft „Frauenarbeit“. Die Mädchen bekamen die Rezepte von ihren Müttern und Großmüttern. Der Braukessel gehörte zur Aussteuer. Die Braukunst entschied über den Wert auf dem Heiratsmarkt. Da der Hopfen teilweise noch nicht bekannt war, wurde der Sud mit Kräuter- und Gewürzmischungen, genannt Grut gewürzt. Die genaue Zusammensetzung war ein Familiengeheimnis. Neben Wachholder, Gagel, Rosmarin, Salbei, Anis, Kümmel, etc. wurden bestimmt auch weitere Zutaten verwendet, die man heutzutage nicht mehr im Bier haben möchte. Die Kölner bezeichneten Grutbiere als Dollbiere, da auch halluzinogene- oder gar giftige Kräuter und Pilze verwendet wurden.

Es gibt heute wieder einige Brauereien z.B.: Lahnsteiner Brauerei, die Grut Biere herstellen, aber Gott sei Dank ohne Halluzinogene und Gift.
Wegen der besseren Haltbarkeit setzten sich schlussendlich die Biere durch, die mit Hopfen gewürzt waren.

Noch nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland eine bunte Biervielfalt.

Ab den 70er Jahren kam es dann zu einem großen Brauereisterben. Viele kleine und mittlere mussten ihre Tore schließen, oder wurden von Konzernen geschluckt. Die Biervielfalt nahm immer mehr ab und es setzten sich, einem Trend aus den USA folgend, große nationale Marken durch, die mit viel Werbung und industriell optimierter Herstellung einen Verdrängungskampf führten. Dabei wurde immer mehr auf Masse statt auf Klasse gesetzt. Von einem Bier ohne Ecken und Kanten, mit hoher „Drinkability“ kann man einfach mehr trinken.

Anfang der 90er Jahre hatten wir nur noch wenig mehr als 900 Brauereien in Deutschland. Seit dem Beginn der Craft Bier Welle, die ebenfalls aus den USA nach Europa gekommen ist, hat sich dieser Trend glücklicherweise gedreht. Aktuell sind ca. 1600 Brauereien aktiv. Somit haben wir heute wieder eine großartige Bierauswahl. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Neben den bekannten „Fernsehbieren“ finden ihr viele mittelgroße und kleine, handwerklich arbeitende Brauereien und seit einigen Jahren immer mehr Craft- und Microbrauereien. Dies beschert uns eine Biervielfalt, die ihresgleichen sucht.
Experimente mit unterschiedlichen Hefen und Hopfensorten verfeinern viele Bierspezialitäten. Neben den Bitterhopfen werden von den Brauern gerne Aromahopfen verwendet. Diese kommen meist später, beim sogenannten „Kalthopfen“ in den Sud und entfalten im fertigen Bier eine Geschmacksvielfalt auf dem Gaumen, die man kaum für möglich hält.  

Deshalb trinkt nicht einfach ein Bier, GENIESST es:

  • Schaut es nach dem Einschenken an.
    Wie ist die Farbe, von Strohgelb bis Tiefschwarz? Ist es hefetrüb oder klar, der Schaum fein- oder grobporig und ist er stabil? Die Kohlensäure, ist sie fein- oder grobperlig?
  • Riecht daran.
    von fruchtig über blumig, grasig, rostig, malzig und rauchig könnt Ihr unzählige Gerüche wahrnehmen.
  • Schmeckt es.
    Unsere Zunge kann vor allem süß, sauer, bitter und umami schmecken.
    Zusammen mit dem Geruch (retronasaler Geschmack) ergibt sich ein komplexes Geschmackserlebnis.
  • Entspricht das Trinkerlebnis meinen Erwartungen?
    Die alles entscheidende Frage: War es lecker?

 

Seid mutig, traut Euch etwas:

  • Konzern-, Fernsehbier oder kleine regionale Brauerei? Entscheidet euch!
  • Wagt Euch mal an unbekannte Bierstile. Wer hat schon mal eine Gose, oder ein IPA (India Pale Ale) versucht? Aber Vorsicht! Wenn Ihr noch keine Erfahrung mit solchen Bieren habt, lasst Euch im guten Fachhandel beraten.
  • Besucht eine Bierverkostung. Solche Veranstaltungen gibt es bestimmt auch in Eurer Nähe. Das erweitert Euren (Bier-) Horizont und macht viel Spaß!
  •  Trinkt unterschiedliche Biere zu unterschiedlichen Gelegenheiten.
  • Entscheidet Euch: Will ich nippen, oder kippen? Bier ist ein hervorragender und isotonischer Durstlöscher.

 

Je dunkler und stärker ein Bier ist, desto weniger Kühlung braucht es (Einen guten Rotwein trinkt Ihr ja auch nicht aus dem Kühlschrank).

Zu verschiedenen Speisen passen verschiedene Biere. Probiert doch mal ein IPA zu scharfen asiatischen Gerichten, oder ein Chocolat Stout zu einer Mousse au Chocolat.

Als Zuschauer im Fußballstadion wäre z.B.: Kölsch meine Wahl. Im Winter gemütlich vor dem prasselnden Kamin mit Freunden würde ich eher zu einem dunklen, kräftigen Bier greifen.

So schließe ich mit einem (hoffentlich nicht ganz ernst gemeinten) Ausspruch der tschechisch/amerikanischen Rocklegende Frank Zappa (1940 – 1993):

“You can’t be a real country until you have a beer and an airline – it helps if you have a kind of a football team, or some nuclear weapons, but at the very least you need a good beer.

 

Mit BIERigen Grüßen

Armin Kotterheidt jun.

7 Antworten

  1. Ich muss sagen..die beiden ein Superteam, freundlich….witzig….einfach genial….und eine Top Auswahl an Bierspezialitäten zu fairen Preisen…..Hilfsbereit….zuverlässig….ehrlich…..

    Macht weiter so…..schön EUCH beide kennengelernt zu haben….Dankeschön

  2. Ein wunderbarer Artikel , bravo , wusste nicht, dass Bier so gut ist und seine geschichtliche Bedeutung von so hohem Niveau ist. Nochmals danke, Armin.
    Ewald

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