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Bier in der Karwoche – Flüssiges bricht das Fasten nicht!

Im Freistaat Bayern herrschen bei vielen Dingen andere Maßstäbe. So ist es auch kaum verwunderlich, dass dort eine eigene „ fünfte Jahreszeit“ für Fastenbier existiert. Von 19. März bis zum Beginn der Karwoche dreht sich alles um die malzbetonten und gehaltvollen Traditionsbiere. Gemäß dem Motto „Flüssiges bricht Fasten nicht“ werden noch heute die alten Klosterbrauereien und ihre hohe Kunst gefeiert. Wie es zu diesem Brauch kam und warum Fastenbier immer einen Schluck Wert ist, erfährst du in diesem Artikel!

Was ist Fastenbier?

Während die „gstandenen Mannsbilder“ besonders seinen vollmundigen Geschmack schätzen, ist es bei den Biertrinkerinnen eher die liebliche Malzsüße. Das in der Karwoche servierte Bier ist meist ein Doppelbock mit einer Stammwürzegehalt von mindestens 18 % und einem kräftigen Schuss Alkohol von mindestens 7 %. Da du hier ordentlich was in den Magen und in die Blutbahn bekommst, werden sie auch Fastenstarkbiere genannt.

Je dunkler das Bier, desto gehaltvoller? Das ist ein Irrglaube. Die Farbe allein sagt darüber nichts aus. Es gibt sowohl helle als auch dunkle Doppelbocksorten, von bernsteinfarben bis strohblond. Der Geschmack ist von Karamell-, Kaffee- oder Schokoladennuancen geprägt. Insgesamt bekommst du ein samtig-volles Bier, das je nach Sorte gerne etwas dickflüssiger daher kommt.

Alle Fastenbiere haben klingende Namen, die traditionell auf die Silbe -ator enden. Dies geht auf das älteste bayrische Starkbier „Salvator“ zurück. Gebraut 1751 von den Paulaner Mönchen, wurde es zu Ehren ihres Ordensstifters Franz von Paula ausgeschenkt. Es ist auch unter dem Namen „Heilig-Vater-Bier“ bekannt. Wenn dir also zukünftig bei einer Bierverkostung ein „Bayerator“ oder ein „Animator“ unterkommen, weißt du Bescheid: Du hast ein waschechtes Fastenstarkbier vor dir!

Früher gab es Bier in der Karwoche nur mit päpstlichem Segen

Die Zeiten im Kloster waren karg. Besonders in der Fastenzeit durften die Mönche nur wenig feste Nahrung zu sich nehmen. Maximal eine dünne Brotsuppe. So ist es wenig verwunderlich, dass findige Braumeister auf die Idee kamen, ein besonders gehaltvolles Bier herzustellen. Es sollte den Magen füllen, angenehm sättigen und den Körper wärmen, um die entbehrungsreiche Zeit erträglicher zu machen. Denn schließlich galt damals: „Liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht.“

Doch um den flüssigen Fastentrunk brauen zu dürfen, bedurfte es dem Segen der kirchlichen Obrigkeit. So wurden Proben an den Papst geschickt, um die begehrte Sondergenehmigung zu bekommen. Damals dauerte es viele Wochen, bis ein Fässchen Bier den langen Weg von Deutschland bis in den Vatikan zurückgelegt hatte. Dabei wurde es ordentlich durchgeschüttelt und unterlag heftigen Temperaturschwankungen. So geschah das Unausweichliche: Das Bier wurde sauer!

Doch was zuerst wie ein Fluch klingt, entpuppte sich doch als Segen. Denn der Papst kostete schließlich dieses ungenießbare Gebräu. Wie zu erwarten, schmeckte es widerlich. Der Papst war beeindruckt. Er bewunderte seine Mönche für ihre „Leidensfähigkeit“. Für ihn war das Fastenbier eher eine Buße als eine Bereicherung und er hatte keine Bedenken es freizugeben. Dieser kleinen Anekdote haben wir es zu verdanken, dass wir heute aromatisches Fastenbier genießen dürfen.

Bier zur Karwoche – die fünfte Jahreszeit in Bayern

Von 19. März bis zum Beginn der Karwoche klingen in ganz Bayern die Biergläser. Besonders München gilt als Hochburg der zünftigen Veranstaltungen. Allen voran steht das Starkbierfest am Nockherberg. Gefeiert im Paulaner Festzelt dauert es volle 17 Tage. Zur Auftaktveranstaltung trifft sich alles, was in Bayern Rang und Namen hat.

Bei der sogenannten Starkbierprobe wird die erste Maß feierlich dem Ministerpräsidenten überreicht. Seit 1982 wird dieses Event auch im Fernsehen übertragen. Als Höhepunkt der Starkbierprobe gilt das „Politiker-Derblecken“. Dabei werden auf kabarettistische Art Politpersönlichkeiten und Parteien durch das Bier … Pardon, den Kakao gezogen. Prädikat: Unterhaltsam!

Kuriose Fakten rund um das Bier in der Fastenzeit

Rustikale Qualitätskontrolle

Wann ist ein Fastenbier stark genug? Um diese Frage zu beantworten, hatten die Wirte im 16. Jhd. eine anschauliche Methode. Dazu wurde die erste Maß aus dem Kloster direkt über einer Eichenholzbank verschüttet. Nun mussten sich drei Jungs in Lederhosen draufsetzen und geschlagene zwei Stunden verweilen. Das Leder sog sich mit Bier voll und trocknete ein. Nach Ablauf der Frist standen die drei Burschen gleichzeitig auf. Blieb die Bank am Hosenboden kleben, enthielt das Bier genügend Malzzucker und durfte ausgeschenkt werden.

Kopierte Herkunft

Die Bayern sind bekannt für ihren Durst und die damit einhergehende Gemütlichkeit. Und auch wenn mittlerweile mehr als die Hälfte der Fastenstarkbiere aus Bayern kommen – es wurde NICHT dort erfunden! Ursprünglich stammt es aus Einbeck, einer Stadt in Niedersachsen. Herzog Wilhelm V kostete seinerzeit das „ainpöckisch Bier“, das erste Starkbier seiner Art. Es schmeckte ihm hervorragend! Daraufhin wies er seine eigenen Braumeister an, ein ähnliches Gebräu zu entwickeln. Genaugenommen ist das bayrische Starkbier also lediglich ein Plagiat – aber ein ausgezeichnetes!

Bieriges Diätwunder

Ein Mann aus Ohio wollte es genau wissen. Er trank während der Fastenzeit ausschließlich Bier und Wasser und verzichtete auf feste Nahrung. Dabei kostete er sich durch allerlei Sorten. Ob auch ein bayrisches Starkbier dabei war, ist nicht bekannt. Aber er verlor in dieser Zeit 15 kg Körpergewicht und ließ die ganze Welt über Social Media an seinem bierigen Experiment teilhaben.

Alkoholisches Schwergewicht

Das bis dato stärkste Bier der Welt stammt tatsächlich aus Bayern, genau genommen aus Gunzenhausen. Der Schorschbock von Georg Tscheuschner schafft es auf sage und schreibe 57 % Alkoholgehalt. Dabei handelt es sich um einen klassischen Eisbock, kreiert durch wiederholtes Kühlen und Filtrieren. Wer dieses Bier zur Fastenzeit auf leeren Magen trinkt, muss wahrlich hart im Nehmen sein!

Hast du Lust auf Bier in der Karwoche?

Es lohnt sich definitiv, zu dieser Zeit einen Kurzurlaub in Bayern einzuplanen. Denn viele Wirtshäuser und Brauereien nehmen die fünfte Jahreszeit zum Anlass, um ausgelassen mit ihren Gästen zu feiern. Nicht nur, dass du auf diese Weise in den Genuss der einmaligen Fastenbier Vielfalt kommst. Frühschoppen, Blasmusik und deftige Spezialitäten aus der bayrischen Küche runden das bunte Angebot ab.

Du möchtest gern dein eigenes Fastenbier servieren? Auf unserem Blog findest du ein Rezept für selbst gemachten Eisbock, eigens von unserer Sommelière kreiert. Der Alkoholgehalt zwischen 9 und 14 % ist definitiv nichts für einen schwachen Magen! Auch unser Rezept für kräftigen Maibock versüßt dir einen gemütlichen Abend mit Freunden. Egal ob du dieses Bier zur Karwoche genießt oder an jedem anderen Tag – Fastenbier ist eine Bereicherung für unsere heimische Biervielfalt!

Braue jetzt dein Bockbier

Egal ob Eisbock, Maibock, Doppelbock - Bockbier geht immer, vor allem mit unserem Rezept!

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