Welcher Gärbehälter ist der Richtige für mich?
Alle Braumeister*innen wissen: Ohne Gärung kein Bier! Umso wichtiger ist die Wahl des optimalen Gärbehälters. Dabei ergeben sich einige Fragen: Plastik oder Edelstahl? Welche Größe ist die richtige? Und was muss ich beim Kauf sonst noch beachten? Die endlose Auswahl an Varianten überfordert besonders Einsteiger*innen rasch und Schwups hast du viel Geld in unpassendes Equipment gesteckt. Wie ärgerlich! Damit du zukünftig auf Anhieb den passenden Gärbehälter findest, geben wir dir hier einen Crashkurs und klären deine wichtigsten Fragen.
Was macht der Gärbehälter?
Hier passiert die Hauptgärung (wir nennen sie liebevoll „Magie“): Hefe verarbeitet Zucker in Alkohol um und verwandelt deinen Sud in höchst potentes Jungbier, das anschließend noch ausgiebig reifen darf! Läuft dieser Vorgang einmal an, kannst du ihn nicht mehr aufhalten oder umkehren. Deswegen ist die Wahl des richtigen Gärbottichs für die Qualität deines Bieres von hoher Relevanz. Doch was passiert im Gärbehälter genau? Dazu müssen wir uns die chemische Gleichung der Gärung etwas genauer ansehen. Stark vereinfacht ausgedrückt:
Glukose + Hefe = Ethanol + CO2
Die Hefe gewinnt dabei aus dem Zucker ihre Energie und wir freuen uns über den Alkohol, der dabei als Nebenprodukt entsteht. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Wichtig bei der Gärung: die Abwesenheit von Sauerstoff. Dadurch ist die Hefe gezwungen, ihren Stoffwechsel umzustellen und nicht einfach nur Sauerstoff zu atmen. Dadurch läuft die Gärung insgesamt reibungsloser ab. Daher ist es auch kein Wunder, dass die sogenannten offenen Gärwannen mit der fortschreitenden technischen Entwicklung durch geschlossene Systeme abgelöst wurden.
Der Gärbehälter muss also einerseits Sauerstoff von deinem Gebräu fernhalten und andererseits das entstehende Kohlendioxid (CO2) ableiten, um einen Überdruck zu vermeiden. Dies geschieht mittels eines dicht schließenden Deckels und einem integrierten Gärröhrchen bzw. Spund. Einfach mit Wasser befüllen, schon entweicht darüber das CO2, ohne das unnötiger Sauerstoff an dein Gebräu gelangt. Dadurch kann sich der Alkoholgehalt deines Bieres optimal entwickeln. Ein zusätzlicher Auslaufhahn erleichtert dir das abschließende Ablassen der Würze.
Gärbehälter kaufen – darauf musst du achten!
Größe: Wie groß der Gärbehälter sein soll, hängt von deiner zu erwartenden Biermenge ab. Bei 20 Litern ist ein Gärbottich mit 30 Litern absolut ausreichend. Als Faustregel kannst du dir die Zwei-Drittel-Regel merken: Egal wie groß dein Gärbehälter ist, fülle ihn nie mehr als 2/3 an. Dann bleibt in jedem Fall genügend Platz.
Hygiene: Ein Gärbehälter muss leicht zu reinigen sein. Daher sollte er oben eine große Öffnung besitzen, damit du mit deinem Arm plus Bürste bequem überall hinkommst. Achte in jedem Fall darauf, dass das verwendete Material lebensmittelecht ist. Ein alter Farbeimer kommt daher nicht als Gärbehälter in Betracht.
Beheizbarkeit: Du möchtest obergärige Hefen auch im Winter verwenden? Dann benötigst du einen Gärbehälter mit Heizung. Umgekehrt gilt: Untergärige Hefen im Sommer brauchen eine gekühlte Umgebung. Da das Thema Temperaturkontrolle ein sehr ausführliches ist, haben wir ihm einen ganzen Abschnitt gewidmet. Dort erfährst du, wie du diese Herausforderung am besten für dich löst.
Wie kann der Gärbehälter beheizt werden?
Direkte Beheizung: Hier wird einfach ein handelsüblicher Heizstab direkt in den Gärbehälter eingehängt. Durch den eingebauten Thermostat wird die einmal eingestellte Temperatur zuverlässig gehalten. Heizstäbe sind in der Anschaffung sehr günstig. Allerdings besitzen sie einen nicht zu vernachlässigenden Nachteil: Sie sind selten aus lebensmittelechtem Material hergestellt. Achte deswegen auf gründliche Desinfektion, bevor du ihn mit deinem kostbaren Bier in Kontakt kommen lässt! Außerdem musst du dich darum kümmern, das Kabel luftdicht in deinen Gärbehälter zu führen, was ein bisschen Erfindergeist benötigt.
Indirekte Beheizung: Hier wird der komplette Gärbottich von außen erwärmt. Dazu hast du grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder du verwendest einen Klimaschrank, wo der komplette Gärbehälter einfach hineingestellt wird. Diese Variante ist kostenintensiv und benötigt viel Platz, den nicht jede*r Hobbybrauer*in zur Verfügung hat. Oder du arbeitest mit einer Heizfolie/Heizmatte, die von außen um den Gärbottich gelegt wird. Aufgrund der Wärmeleitfähigkeit funktioniert das mit einem Gärbehälter aus Edelstahl am besten.
Gärbehälter kühlen – 3 Varianten
- Glykolkühler: Die High-End-Lösung für große Geldbeutel, aber auch unschlagbar bequem: Einfach den Tank anschließen, gewünschte Temperatur einstellen und fertig. Benötigt allerdings viel Platz und eher etwas für außerhalb der eigenen vier Wände, z. B. in einem Braukeller.
- Externe Kühlung: Analog zur indirekten Beheizung kühlst du dein Bier auch mit Klimaschrank oder Isoliermatte.
- Begleitkühler: Kühlspirale und Pumpe. Hier gibt es Nass- und Trockenvarianten.
Edelstahl vs. Kunststoff Gärbehälter
Bei dieser Frage scheiden sich die Geister und du wirst in der Hobbybrauerszene sehr viele Meinung dazu hören. Damit du für dich die richtige Kaufentscheidung treffen kannst, zeigen wir dir nun die Vor- und Nachteile von Gärbehältern aus Edelstahl und Kunststoff.
Kunststoff Gärbehälter – die Leichtgewichte
Leicht und günstig. Zwei Argumente, die eindeutig für einen Gärbehälter aus Kunststoff sprechen. Das macht sie ideal für Einsteiger in die Brauereiszene. Bereits ab 3 L Füllvolumen sind diese Leichtgewichte zu haben.
Gärbehälter aus Kunststoff sind relativ einfach zu reinigen, wobei du unbedingt auf eine schonende Behandlung setzen solltest. Gehst du mit Drahtbürste und Muskelschmalz an die Sache heran, sind die Gärfässer aus Plastik schnell zerkratzt. Das bietet einen wunderbaren Nährboden für Bakterien, die du garantiert nicht im Bier haben möchtest.
Allerdings können sich Gärbehälter aus Kunststoff auch mal verformen, wenn sie wiederholt mit 60 °C heißer Würze in Berührung kommen. Das ist besonders bei ausgesprochen günstigen Produkten der Fall. Man munkelt in der Brauereiszene (und eigentlich immer, wenn es um Kunststoff geht), auch über aus dem Plastik herausgelöste Stoffe, die sich dann im Bier ansammeln. Achte deswegen auch auf die angegebene Temperaturbeständigkeit.
Greife zu einem Gärbehälter aus Kunststoff, wenn du:
- gerade mit dem Bierbrauen beginnst.
- nur ein schmales Budget hast.
- mehrere kleinere Gebinde für Experimente benötigst.
- keine exakte Temperaturregelung brauchst.
- geringes Eigengewicht deines Gärbehälters bevorzugst.
Edelstahl Gärbehälter – die Königsklasse
Nachhaltig und hygienisch. Wer auf diese beiden Eigenschaften Wert legt, ist mit einem Gärbehälter aus Edelstahl auf der sicheren Seite. Und die hochwertige Optik gibts obendrauf. Diese Gärfässer sind robust in der Reinigung. Kratzer oder Ähnliches sind nicht zu erwarten. Bei den Böden hast du die Wahl zwischen drei Varianten: herkömmliche Edelstahl Gärbehälter mit geradem oder leicht gewölbtem Boden sowie einer High-End-Lösung mit konischem Boden.
Gärbehälter aus Edelstahl kommen in größerem Füllvolumen und besitzen meist integrierte Temperaturregelung und andere hilfreiche Features. Das schlägt sich auch im Preis nieder, der im Vergleich zur Kunststoffvariante um ein Vielfaches höher liegt. Einen Gärbehälter aus Edelstahl gebraucht zu kaufen, kann daher eine Alternative sein. Das höhere Gewicht ist ebenfalls ein Faktor, der bei der Kaufentscheidung berücksichtig werden sollte.
Der Gärbehälter aus Edelstahl ist dann ideal für dich, wenn du:
- bereits etwas Erfahrung im Selberbrauen besitzt.
- dir dein Hobby bequemer und professioneller gestalten möchtest.
- dein Bier unabhängig von der Jahreszeit brauen willst.
Wie reinige ich meinen Gärbehälter?
Unmittelbar nachdem du die Maische entnommen hast, solltest du deinen Gärbehälter gründlich reinigen. Trinatriumphosphat und warmes Wasser sind dein Mittel der Wahl, um Kunststoff von allen Braurückständen zuverlässig zu befreien. Gerade nicht zur Hand? Dann sind Wasser + Seife + Bürste eine sinnvolle Alternative. Abschließend spülst du deinen Gärbehälter mit reichlich klarem Wasser aus und stellst ihn kopfüber zum Trocknen auf.
Gärbehälter kaufen? Volle Auswahl im Shop genießen!
Nun weißt du Bescheid und deinem frisch gegärten Jungbier steht nichts mehr im Wege. In unserem Shop entdeckst du eine breite Palette an Gärbehältern: Von schlank bis voluminös und einfach bis komplex warten unsere Modelle darauf, deine Hobbybrauerei zu bereichern!
2 Antworten
Gute, wenn auch nicht unbedingt richtige, Zusammenfassung. Ich vergäre seit Jahren im Fermzilla (vorher Fermentasaurus) und wenn man weiß, wie der zu behandeln ist, gibt es fast nichts Besseres. Leicht zu reinigen, ich sehe, was drinnen vor sich geht, gut im Kühlschrank zu kühlen. Ich habe noch keinen Edelstahlbehälter gesehen, auf den das alles zutrifft, was ich am Fernzilla habe (reinschauen natürlich ausgeschlossen, das gibt das Material nicht her)
Für mich ist das ganz klar die bessere Wahl
Hallo Michael,
danke dir für deine Erfahrungen. Gute Punkte, die wir für die Zukunft aufnehmen können.
Viel Erfolg mit dem Fermzilla weiterhin.
Viele Grüße vom Gastro Brennecke Team wünscht Anja