Wie zapft man Bier richtig?
Für manch einen ist das Bierzapfen eine Wissenschaft für sich. Mit ein paar einfachen Regeln bekommt das jeder perfekt hin und als Hobbybrauer setzt du deinem Selbstgebrauten mit der richtigen Zapftechnik die Krone auf. Von der Sieben-Minuten-Regel hast du sicher schon gehört – stimmt diese denn wirklich? Wir gehen dieser Frage auf den Grund und mit ein paar einfachen Tricks und etwas Übung wirst auch du bald das perfekte Bier zapfen. Los geht’s:
Wie wird ein Bier richtig gezapft?
Tatsächlich kann man beim Zapfen von Bier so einige Fehler machen. Auch wenn sich nicht jeder an einem schalen oder leicht warmen Bier ohne ästhetische Schaumkrone stört – als Hobbybrauer haben wir einen anderen Anspruch. Denn: Die Qualität des frisch gezapften Bieres leidet, wenn auch gering, durch vermeidbare Fehler beim Bier zapfen. Und zweifellos schmeckt ein selbst gebrautes Bier doppelt so gut, wenn es sich prickelnd und farbenfroh im Bierglas präsentiert. Denn neben dem Geschmack spielt natürlich auch die Optik eine große Rolle beim Biergenuss.
Ein frisch gezapftes Bier vom Fass braucht eine stilvolle Schaumkrone. Doch wo sollte die Krone beginnen? In der Regel hat jedes Bierglas eine kleine Linie, die die FĂĽllmenge genau markiert. Das Glas sollte bis zu dieser FĂĽlllinie mit Bier gefĂĽllt sein. Der Schaum beginnt erst danach!
Grundsätzlich sollte das Bierglas kühl sein. Bist du dir nicht sicher, ob es die richtige Temperatur hat, dann spüle es kurz mit kaltem Wasser aus. Ist das Glas zu warm, da es beispielsweise gerade erst aus dem Geschirrspüler kommt, wird auch das Bier schneller warm und verliert zudem Kohlensäure – und gleichzeitig auch seine schöne Schaumkrone. All das möchten wir unbedingt vermeiden.
Für das optimale Zapfergebnis brauchst du in etwa zwei Zapfzüge. Im ersten Zug füllst du das Glas zu ungefähr zwei Drittel. Danach lässt du es ein paar Sekunden ruhen, damit sich das Bier und vor allem der Bierschaum setzen können. Im zweiten Zug zapfst du direkt bis zur Fülllinie. Achte dabei darauf, dass der Zapfhahn nicht ins Bier hineinragt. Das ist übrigens ein häufiger Fehler – den du in jeder dritten Kneipe beobachten kannst.
Brennecke-Hinweis:
Vielleicht fragst du dich gerade, warum hier nichts von den berühmten sieben Minuten steht. Seit vielen Jahren hält sich hartnäckig das Gerücht, dass es sieben Minuten dauert, um ein perfektes Bier zu zapfen. Mittlerweile wissen aber die meisten Bierexperten, dass das so nicht stimmt. In dieser Zeit wird das Bier fade und wärmer. Wenn du das Bier zapfen richtig drauf hast, brauchst du nicht mehr als zwei Minuten pro Bierglas.
Was muss man beim Zapfen beachten?
Beim Zapfen von Bier kommt es auf die richtigen Handgriffe an. Schon die Art und Weise, in welchem Winkel du das Bierglas an den Zapfhahn hältst, macht den Unterschied! Als ideal gilt ein Winkel von 45 Grad. Wenn du nun den Hahn der Zapfanlage vollständig öffnest und das Bier an der Innenwand des Bierglases hineinfließen lässt, machst du alles korrekt. Der Grund: Das Bier verliert so wenig Kohlensäure. Probiere es ruhig selbst einmal aus und achte darauf, inwieweit sich auch der Biergeschmack verändert, wenn du die Position des Glases variierst. Zugegeben, diese Veränderungen sind gering – als Hobbybrauer und Bierkenner wirst du sie aber sicher bemerken.
Und was sollte beim Zapfen unbedingt vermieden werden? Ganz klar: Du solltest niemals vorzapfen. Steht das Bier zu lange herum, wird es warm, schal und schmeckt abgestanden. Die perfekten zwei, drei Minuten, die der Zapfvorgang dauert, wartet sicher jeder Gast gerne. Zusammenschütten ist natürlich auch so ein No-Go. Aber darüber denken wir als Bierfreunde nicht einmal nach. Auch das Bier, das aus dem Zapfhahn tropft, hat im Bierglas nichts zu suchen. Es gehört bestenfalls in den Ausguss.
Brennecke-Hinweis:
Die perfekte Trinktemperatur fĂĽr Bier liegt bei rund 6 Grad Celsius. Die optimale Schaumkrone ragt etwa einen Zentimeter ĂĽber den Rand des Bierglases hinaus.
Bei welchem Druck sollte man Bier zapfen?
Beim Zapfen von Fassbier mit einer Zapfanlage wird die Zufuhr von CO2 benötigt, damit das Bier auch tatsächlich durch den Zapfhahn im Bierglas landet. Dies geschieht mithilfe von Druck und ist ein physikalischer Prozess. Bereits bei den Einstellungen des Zapfhahns können und werden oftmals Fehler gemacht. Das erschwert den Vorgang unnötigerweise und stresst sowohl Zapfer als auch Biertrinker. Â
Wichtige Regel:
Je niedriger der Druck beim Bierzapfen ist, desto mehr Schaum kommt aus dem Zapfhahn!
Manch einer neigt dazu, den Druck zu senken, wenn zu viel Schaum aus dem Zapfhahn kommt. Genau das ist verkehrt! Dadurch passiert genau das Gegenteil. Kommt nur noch Schaum aus dem Zapfhahn, ist der Druck definitiv zu niedrig eingestellt und du solltest ihn höher stellen. Bei der Berechnung des richtigen Drucks musst du zwei Faktoren beachten. Den sogenannten Sättigungsdruck und den Förderdruck. Klingt kompliziert – bekommt man aber schnell raus.
Für den Sättigungsdruck spielt in erster Linie die Temperatur eine Rolle. Für die optimale Biertemperatur von 6 Grad Celsius benötigst du 0,9 bar. Hat das Bier eine höhere Temperatur, musst du die Einstellung anpassen. Pro Grad Celsius mehr solltest du 0,1 bar mehr rechnen.
Hier eine kleine Ăśbersicht:
5°C = 0,8 bar
6°C = 0,9 bar
7°C = 1,0 bar
8°C = 1,0 bar
9°C = 1,1 barÂ
10°C = 1,2 bar
11°C = 1,3 bar
12°C = 1,4 bar
13°C = 1,5 bar
14°C = 1,6 bar
15°C = 1,7 bar
16°C = 1,8 bar
17°C = 1,9 bar
18°C = 2,0 bar
19°C = 2,1 bar
20°C = 2,2 bar
Wenn du das Fass beispielsweise im Keller aufbewahrst, kannst du einfach die Raumtemperatur messen. Diese wird mit der Biertemperatur übereinstimmen, sofern das Fass dort schon länger steht. Im Sommer sind die Temperaturen meist höher und können auch schon mal über 20 Grad Celsius ansteigen.
Bei der Ermittlung des Förderdrucks kommt es sowohl auf den Höhenunterschied als auch auf die Länge der Leitung an. Beim Höhenunterschied musst du ausmessen, wie weit der Fassboden vom Zapfhahn entfernt ist (nur die Höhe). Pro Meter Höhe wird 0,1 bar zusätzlicher Druck benötigt. Außerdem musst du noch die Länge der Leitung vermessen. Am gängigsten sind Leitungen mit 7 oder 10 Millimeter Dicke. Bei einer 7 Millimeter Leitung benötigst du 0,1 bar Druck pro zwei Meter. Bei einer 10 Millimeter Leitung sind es 0,1 bar pro sechs Meter Länge.
Am Ende rechnest du alles zusammen. Sättigungsdruck, Höhenunterschied und Leitungslänge. Dann erhältst du den optimalen Druckwert für deine Zapfanlage. So, nun steht dem richtigen Bier zapfen nichts mehr im Weg! Hast du eigene Erfahrungen gemacht, die du mit uns teilen möchtest? Dann erzähle uns in den Kommentaren davon!