Korken oder Drehverschluss – was ist besser?
Vielleicht hast du dich das als Weinliebhaber auch schon gefragt: Warum haben viele Weinflaschen keine Korken mehr? Wird Wein mit Schraubverschluss schneller schlecht und sind Weine mit Korken wirklich besser? Zeit also, sich intensiver mit dem Thema rund um Kork- und Drehverschluss zu beschäftigen. Der Weinkorken ist zweifellos der Klassiker, dennoch ist der Schraubverschluss auf dem Vormarsch. Einige Weinliebhaber und Weingüter schließen Drehverschlüsse kategorisch aus. Ist es nur eine Frage der Philosophie oder haben Weinkorken tatsächlich grundlegende Vorteile gegenüber ihren metallischen Kollegen?
Hat guter Wein immer einen Korken?
Für Schnellleser ist die Antwort so klar wie kurz: Nein. Die Qualität des Weins hängt nicht vom Material des Verschlusses (Korken, Metall oder Glas) ab. Es gibt minderwertige Weine mit Korken und edelste Tropfen mit Drehverschluss. Ebenso wenig ist der Weinverschluss entscheidend für den Geschmack, die Farbe oder die Haltbarkeit. Tatsächlich können Naturkorken, die unter Weinliebhabern noch immer priorisiert werden, in seltenen Fällen für eine Verunreinigung und sogar für einen schnelleren Verfall sorgen.
Dennoch hat der Korken Tradition – für viele Weintrinker gehört er zum Weintrinken dazu. Oder kannst du dir einen Kellner vorstellen, der seinem Gast einen Drehverschluss zur Geruchsprobe reicht? Wohl nur schwer. Und für viele gehört auch der Korkenzieher zur perfekten Weinzeremonie. Aber es gibt auch eine Kehrseite. Kork ist selten und die Gewinnung teuer. Der Anbau ist nicht ganz so einfach, Korkeichen wachsen hauptsächlich im Mittelmeerraum und müssen mindestens 25 Jahre reifen, bevor ihre Rinde das erste Mal geschält werden kann. Das Schälen der Korkrinde ist nur alle zehn Jahre möglich.
Hinweis: Entgegen der Aussage einiger Naturschützer wird der Baum durch das behutsame Schälen nicht zerstört.
Kork ist ein Naturmaterial – die Qualität wird unter anderem vom Boden, vom Wetter sowie durch Schädlinge beeinflusst. Es gibt verschiedene Güteklassen, für die edelsten Weinkorken wird ausschließlich feinporiger, flexibler und gleichmäßiger Kork verwendet. Dieser verschließt die Flasche lückenlos und soll für einen dezenten Luftaustausch über die Korkporen sorgen.
Wie aber verhält es sich mit dem Drehverschluss? Tatsächlich profitieren vor allem Weine, die lange reifen und lagern müssen, vom modernen Weinverschluss.
Dass Wein korkig wird, kommt immer mal wieder vor. Selbst hochpreisige Spitzenweine sind nicht ganz davor gefeit. Manchmal präsentiert sich der wertvolle und liebevoll gelagerte Wein mit einem Hauch aus muffigem Korkgeschmack. Das passiert meist bei sehr langer Lagerung oder wenn der Korken porös wird. In einigen Fällen ist der Korken von vornherein minderwertig. So etwas kommt, wenn auch selten, auch bei hohen Güteklassen vor. Obwohl dieser Effekt bei Schraubverschlüssen oder Kunststoffkorken ausgeschlossen ist, gelten Weinflaschen mit Korken als höherwertig. Vor allem in Frankreich und Deutschland werden die meisten hochpreisigen Winzerweine nach wie vor mit natürlichen Weinkorken ausgestattet.
Infobox: Woher kommt der Korkgeschmack?
Manchmal ist der Kork mit TCA (Trichloranisol) verunreinigt. Diese Substanz entsteht durch einen speziellen Schimmelpilz, dessen Mikroorganismen sich, wenn auch sehr selten, auf oder im Korken befinden können. Äußerlich sichtbar sind diese nicht und es genügen bereits geringste Mengen, um den Wein zu kontaminieren. Der Effekt: Der Wein verdirbt schneller und wird korkig. Korkgeschmack wird auch mit einem Aroma von “nasser Pappe” verglichen.
Kann ein Wein mit Drehverschluss korken?
Der vielleicht größte Vorteil des Drehverschlusses (oder des Schraubverschlusses) ist der, dass er luftdicht schließt und das Weinbouquet nicht verändert. Der Wein kann also definitiv nicht korken! Früher galt er als verpönt, heute werden auch Spitzenweine mit dem Drehverschluss ausgestattet. In Übersee konnte er sogar den Korken überrunden und schmückt selbst Weinflaschen, die weit über 100 Euro kosten. Die Gründe hierfür liegen auch in der längeren Lagerfähigkeit. Ein Effekt, der in Studien untersucht und bestätigt wurde. Die langsame Diffusion mit Sauerstoff über den Korken aus Naturmaterial führt zu einem schnelleren Verfall. Drehverschlüsse schützen vor Oxidation – der Wein hält deutlich länger.
Neben dem Drehverschluss aus Aluminium kommen immer häufiger Kunststoffkorken oder selten auch Glasverschlüsse zum Einsatz. Glas wird sich wohl nur schwer als Weinverschluss durchsetzen. Das Material schließt nicht dicht ab und ist zudem teurer als Kork. Der Korken aus Kunststoff wird langsam populär. Der Einwand einiger Weinfreunde, dass Weichmacher in den Wein gelangen, lässt sich durch geeigneten Kunststoff entkräften.
Was sind die Vor- und Nachteile?
Die Frage, ob nun der Korken oder Drehverschluss besser ist, lässt sich also nicht pauschal beantworten. In Sachen Haltbarkeit und Oxidationsschutz hat der Drehverschluss die Nase vorn. Stilistisch und mit Blick auf die Zeremonie und das Erlebnis des Weintrinkens punktet weiterhin der Weinverschluss aus Kork.
Der Korken? Die Verbindung aus Gefühl und Ritual
Kork ist ein Naturmaterial und als solches beliebt. Gerade in Verbindung mit Lebensmitteln werden Produkte, Verpackungen und Verschlüsse aus natürlichen Materialien bevorzugt. Für den Korken auf der Weinflasche gilt das in besonderem Maße. Er ist der Klassiker und gehört für viele Weinliebhaber zum Weingenuss dazu, so wie die Schaumkrone zum Bier.
Und dann ist da noch die Sache mit der “Weinatmung” durch die feinen Korkporen. Die Theorie, dass sich der Wein auf diese Weise aromatisch entfaltet, wurde durch Langzeituntersuchungen in Weingütern widerlegt.
Schließlich bleibt es auch ein stückweit Geschmacksache. Einige Weingüter werden sicher niemals auf die Kombination guter Rebsorten, einem ausgewogenen Herstellungsprozess und hochwertigen echten Korken verzichten. Für sie ist der Korken die Krone, das i-Tüpfelchen und der elegante Rahmen für den edlen Tropfen. Abgerundet durch das Geräusch des ploppenden Weinkorkens.
Der Drehverschluss? Vorteile vor allem bei langen Lagerweinen
Der Drehverschluss ist im Hier und Jetzt der gehobenen Weine angekommen. Immer mehr Weinkenner schätzen das von äußeren Einflüssen und Materialien unabhängige reine Weinaroma. Denn auch ein Korken, der nicht kontaminiert ist, verleiht dem Wein ein unterschwelliges, spezielles Aroma (nicht zu verwechseln mit dem unerwünschten Korkgeschmack). Doch auch das kann je nach Gusto Teil eines in sich stimmigen Gesamt-Bouquets sein.
Bei der Preisfrage liegt der Drehverschluss klar vorne, die Herstellungs- und Anschaffungskosten belaufen sich auf wenige Cent. Allerdings spielt in Sachen Weingenuss ein etwas höherer Weinpreis für die meisten Weinliebhaber keine Rolle.
Und unser Fazit? Wir finden, über Geschmack lässt sich einfach nicht streiten. Beide Weinverschlüsse haben ihre Berechtigung und ihre unbestrittenen Vorteile. Welche Erfahrung hast du gemacht? Bevorzugst du die Korkvariante oder den modernen Drehverschluss? Und welchen Weinverschluss hat dein Lieblingswein? Wir freuen uns über deinen Kommentar.