Treber, der Tausendsassa – Gastbeitrag Dieter Siebald
Die Entstehung und Nutzung von Treber
Wenn man Bier braut, wird auch Treber produziert! Eigentlich ein Abfallprodukt, das beim Brauvorgang anfällt, es sind die Rückstände des Braumalzes. Was einige heute als Müll bezeichnen, war schon vor Tausenden von Jahren bei den alten Ägyptern bekannt – nur umgekehrt: Man backte Brot, um Bier herzustellen! Ausgrabungen beweisen anhand von Grabbeigaben in Modellform und durch Schriftzeichen (Hieroglyphen) in den Pyramiden, dass dort, wo Bier gebraut wurde, auch eine Bäckerei existierte.
Das Bierbrauen bei den alten Ägyptern
Um Bier zu brauen, verwendete man Gerste oder andere Getreidesorten. Diese wurden befeuchtet oder eingegraben, bis sie zu keimen anfingen. Dann wurde das Getreide gemahlen und unter Zusatz von Sauerteig zu Brot geformt. Das Brot wurde gebacken, aber nur so, dass äußerlich eine brotartige Kruste entstand – das Innere musste noch roh sein. Man schnitt die Brote in Stücke, legte sie in ein großes Gefäß und übergoss sie mit Wasser. Einen Tag musste das Ganze ruhen, dann wurde die Flüssigkeit in einen anderen Bottich umgegossen und gesiebt. Die Brotstücke wurden mit den Händen geknetet. So entstand ein schäumendes, leicht bitteres Getränk, das sofort getrunken werden musste! Das Bier hieß bei den alten Ägyptern „Hek!“ Bei ihnen galten Brot und Bier als gleichwertige Nahrung. Soldaten, Offiziere und Beamte wurden mit Brot und Bier bezahlt. Auch die Könige bekamen täglich zwei Krüge Bier und zehn Brote.
Treber im Mittelalter
Im Mittelalter, als die Hausfrauen noch wöchentlich Bier brauten und Brot backten, wurde der Treber nicht weggeworfen, sondern in den Brotteig eingearbeitet. Auch die Mönche in den Klöstern erkannten damals die Nahrhaftigkeit dieses Produkts. Nicht nur, dass Bier in der Fastenzeit getrunken werden durfte, sie backten auch Brot und Lebkuchen aus dem Treber. Das Treberbrot ist proteinhaltig und enthält viele Ballaststoffe, die eindeutig förderlich für die Gesundheit sind. Es hat einen leichten, nussigen Geschmack! Das Brot hat eine lange Tradition, ist aber bei den vielen Sorten heute untergegangen.
Moderne Nutzung von Treber
Treber ist malzig und braun – als Abfall ist er viel zu schade. Das beweisen uns sogar Spitzenköche, die sehr schmackhafte Gerichte aus diesem Produkt zaubern. Ein Beispiel sind Maultaschen mit Treberfüllung oder Beilagen zum Kombinieren mit anderen Gerichten. In unserer heutigen Zeit, in der der Veganismus aufblüht, wird wieder Brot aus Treber gebacken, und Burger oder Schnitzel aus Trebertalern hergestellt. Auch im Sport findet Treber Verwendung, beispielsweise in Müslienergieriegeln.
Tipps für die Verwendung von Treber
Will man heute aus Treber Brot backen, sollte man in einer kleinen Hausbrauerei nachfragen. Frischer Treber hält sich bis zu sechs Tage im Kühlschrank und mehrere Monate im Gefrierfach. Hat man keine Möglichkeit, frischen Treber zu erwerben, gibt es mittlerweile auch Treberbackmischungen zu kaufen – das sogenannte Trebermehl. Treber von Großbrauereien eignet sich weniger zum Backen, da er als Viehfutter verkauft wird. Speziell zur Milchproduktion, Schweine- oder Rindermast. Auch als Hühnerfutter findet er Verwendung.
Treber und seine vielfältigen Anwendungen
Eine weitere Nutzungsmöglichkeit ist die Verarbeitung zu Biotreibstoff, Biogas oder zur Stromerzeugung. Im Garten kann Treber als Dünger, zur Kompostierung oder als Grundlage für ein Hochbeet verwendet werden. Zu Trebermehl gemahlen, wird er als Backmischung genutzt. In der Kosmetik findet Treber zur Seifenherstellung oder für Duschprodukte Verwendung. Verpackungsmaterialien aus Treber helfen, den Plastikwahn zu reduzieren! Eine Brauerei nutzt ihren Treber, um Verpackungen für einen Sechserpack Bier herzustellen.
Treber als Biomaterial
Ganz neu ist Treber als Biomaterial. Man verwendet ihn zur Herstellung von Möbeln, die aus hohem Druck geformt zu 98 % aus Treber bestehen. Für einen Hocker benötigt man sechs Liter Bier – das sind zwei Kilogramm Treber. Allgemein ist anzumerken, dass Treber ein uraltes, wiederentdecktes Produkt ist, das über hervorragende technische Eigenschaften verfügt: Flexibilität, Festigkeit, Formbarkeit und Wasserdurchlässigkeit. Er eignet sich zur Herstellung von Möbeln, Uhren, Fußbodenpaneelen, ebenso wie für Wandverkleidungen oder andere Gebrauchsgegenstände.
Treber und Heimgebrautes Bier
Braut man selbst sein Bier, ist dies die beste Gelegenheit, den entstandenen Treber zum Brotbacken zu verwenden oder man lässt sich Hocker für die Biertheke anfertigen – selbst Uhren sind möglich. So schlägt man drei Fliegen mit einer Klappe: Man hält sein eigenes Bier in den Händen, sitzt auf seinem eigenen Treber und hat die Backmischung für das Treberbrot gleich mit produziert. Treber, einst Abfall beim Bierbrauen, wurde in Müllverbrennungsanlagen entsorgt. Heute verändert das uralte Naturprodukt positiv die Umwelt und ist zukunftsorientiert! Der sogenannte Abfall löst die teure Abfallentsorgung in Luft auf!
Bier, eine tolle Erfindung der Menschheit. Hopfen, Hefe, Wasser und Malz – Gott erhalts!